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Glückwünsche -
von allem
ganz viel
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der alte Mann sitzt
in der engen Stube
am Tisch
Kopf hoch!
möchtest du rufen
draußen die schöne Welt
ist immer noch da
wenn auch versehrt
der alte Mann sitzt
am Tisch
mit gesenktem Kopf
er hebt den Kopf
und blickt auf
im Fernseher
laufen Nachrichten
die Welt kommt zu ihm
sie ist noch da
wie immer versehrt
ein schmetterling, der
schaut vorbei
(im zweiten stock)
hey du, sag ich, du
später schmetterling
komm doch und bleib
zum still vergnügten
zeitvertreib, wir zwei
das reicht für einen
winterbund, wir zwei
das reicht
wir wärmen uns
in kalter jahreszeit
ich wär gern mond
an deinem himmel
jede nacht
du blicktest hoch
ohne zu blinzeln
und ich lächelte
dir zu
so nah wär das
zwischen uns
so entfernt
je nachdem
die blätter am nussbaum
der rothaarigen nachbarin
färben sich gelb
von den rändern zur mitte
überzieht ein leises lächeln
ihr gesicht
der ahorn sprüht feurig orange und
der kleine unbekannte hinten im garten
hüllt sich in weinfarben
im beerenbusch streiten lauthals
die drosseln
giftrot
der schlaf ist eine löchrige decke
durch die der wind eisig pfeift
die schafe am himmel wärmen dich nicht
der mond küsst dich kalt
wenn du glück hast weckt dich
lächelnd die morgensonne
du ziehst die decke ein letztes mal
bis unters kinn
streckst dich und
vergisst all die tiefen dunklen löcher die
sich nachts aufgetan haben
in deinem leben
zeit zu verschwenden
fällt mir nicht leicht
noch in der probephase
entwerfe ich
mit frisch gespitztem stift
kaum leserlich
eine skizze
meiner neu gewonnenen zeit
entwerfe
den plan der pfade
durch meinen inneren garten
kann ich nicht sagen wie sehr
ich euch vermisse
wenn ihr gegangen seid ist der himmel
grauer als vorher
und es ist stiller draußen nur
in mir weht's wehmütig
das verzweifelte surren der fliege
an der fensterscheibe
der feine duft von
sonnentrunkenen maiglöckchen
ein karierter faltenrock
streichelt verschrammte knie
die zeit steht still und lauscht
was tun wenn
sehnsucht abgelöst wird
von erinnerung?
lässt sich das
reparieren flicken erneuern?
und falls ja, wie?
und falls nein:
sind erinnerungen so
nahrhaft dass wir
von ihnen überleben können?
die beiden täubchen
sie sind wieder da
und auch herr meiserich
es fehlt nur carlos kleiber
im nussbaum nebenan
sonnt sich
ein ganzer schwarm
von drosselweibern
bald wird es sich
herr grünfink in der früh
gemütlich machen auf
dem fensterbrett
er ahnt nicht dass ich
mit gezognem dolch
ihn nur zu gern
ermorden täte
so sind sie alle
wieder hier
und die nicht hier sind
sind im wald
dort find ich sie
und freue mich
und hoffe
es wird nicht mehr kalt
wohl bekomm's
wer weiß schon
vielleicht wird alles gut
wieder
der dezember in mir
schwieg
unter all den flatternden
worten von weihnachten und
neuem jahr
wuchs in mir
kein wort
kein tröstliches wort
für mich und andere
keine begeisterung über das
alle jahre wieder
nur verhockte stille
keinem zumutbar
außer mir selbst