Gibt
es eigentlich Schutzengel, die für Fahrräder zuständig sind? Die
aufpassen, dass ein Rad nicht geklaut oder - noch schlimmer - verlassen wird? Ein Rad verlassen ist fast so schlimm wie ein Huhn aussetzen!
Jeden
Morgen fahre ich an einem Rad vorbei, dass schon den zweiten Herbst
an einen Laternenmast gekettet, von Gott und der Welt verlassen, vor
sich hin vegetiert. Jede Jahreszeit
hinterlässt Spuren. Der Frühling den Blütenstaub, der
Sommer die Wärme im Sattel, der Herbst braune Blätter im Korb, der Winter den
Schnee auf den Blättern im Korb. Die Blätter vom letzten Herbst hat jemand aus dem Korb entfernt.
Ich frage mich: wer?
Bald werden neue Blätter im Korb liegen. Der Herbst ist nicht mehr weit. Dann wird wieder Schnee fallen – der bald Schnee von gestern sein wird.
Irgendwie habe ich den Verdacht, dass das Rad in den letzten Wochen von einem Mast zum nächsten gewandert ist. Nur wie?
Erstaunlich, dass es noch nicht demoliert ist. Demoliert - ein tolles Wort! Alles ist noch dran, nichts fehlt, nichts ist verbogen oder verbeult. Nur ein bisschen verheult und verrostet sieht es aus, das Rad, so ganz allein immer am selben Fleck.
Bald werden neue Blätter im Korb liegen. Der Herbst ist nicht mehr weit. Dann wird wieder Schnee fallen – der bald Schnee von gestern sein wird.
Irgendwie habe ich den Verdacht, dass das Rad in den letzten Wochen von einem Mast zum nächsten gewandert ist. Nur wie?
Erstaunlich, dass es noch nicht demoliert ist. Demoliert - ein tolles Wort! Alles ist noch dran, nichts fehlt, nichts ist verbogen oder verbeult. Nur ein bisschen verheult und verrostet sieht es aus, das Rad, so ganz allein immer am selben Fleck.
Und es gibt noch einen anderen Fall. An einem Laternenmast am Feuersee, ausgesetzt und angekettet seit Wochen. Den Besitzer habe ich sogar gesehen. Er besuchte
jeden Morgen eine Obdachlose, die auf dem Grünstreifen zwischen
Straße und See ihr Camp aufgeschlagen hatte. Morgens kroch sie aus dem
Schlafsack, der Mann kam angeradelt, die beiden saßen am See,
unterhielten sich, stritten sich, schauten auf
den See. Ab und zu kam die Polizei vorbei. Jeden Tag das Gleiche. Dann
war plötzlich die Frau weg, das Camp weg, der Mann weg. Nur das Rad
steht noch da, seit Wochen festgekettet, und kann nicht weg.
Und das sind nicht die einzigen Radgeschichten. Es gibt noch mehr!
Da war einmal ein Rad mit einem Betonblock auf dem Sattel. Warum?
Da war einmal ein Rad mit einem Betonblock auf dem Sattel. Warum?
Und es gab ein rädernes Brautpaar. Das habe ich fotografiert. Aber die Fotos und die Räder sind verschwunden.
Und immer muss ich mir Geschichten ausdenken, Radgeschichte oder Radgeschichten. Weil ein verlassenes Rad mein Kopfkino automatisch in Gang setzt.
Zum Schluss noch zwei, denen es richtig gut geht. Auch das gibt es!