Wortgeflecht

Sätze einfach hinwerfen, ungeformt. Nicht alle müssen sitzen wie eine gute Frisur. Die Locken dürfen mal springen. Oder der Hut darf drauf bleiben. Oder es darf ein alter Hut sein. Oder eine gestreifte Schleife wie früher. Oder stramm geflochtene Zöpfe, dass es einem die Kopfhaut schier zerreißt. Der Scheitel darf auch mal schief sitzen oder an der falschen Stelle. Oder ganz weg sein! Zum Schreien unwohl darf's einem werden oder ganz wohlig. Wollig auch, streichelzart lammswollig. So viele Möglichkeiten … schön langweilig auch. Und dann fährt ein Windspiel durch, Sausewind, Brausekind, und alles wirrt durcheinander, formlos Wildes reicht sich die Hand und verschmilzt, verfilzt. Dickicht, blickdicht. Verdichteter Chaos. Warmwinterliches Geflecht. Nest für Flüchtlinge aller Art. Versteckter Nistplatz für Vertriebenes, Ausgetriebenes, Umtriebiges. … Worte, nur Worte.

2 Kommentare:

Jorge D.R. hat gesagt…

Wenn formlos Wildes verfilzt, wird's doch wieder Zeit für einen Befreiungsschlag! Oder nicht? Sätze einfach hinwerfen, frei nach dem Motto: "Hier friss!" schaffst du sowieso nicht. *frech grins* Den falsch sitzenden Scheitel entlarve ich doch glatt als den Pfeffer im scheinbar chaotischen Wortsalat! Bin besessen von dem Ehrgeiz, mich von dir nicht auf den literarischen Leim führen zu lassen *noch frecher grins* Blickdichtes Dickicht ist wichtig. Zum Selbstschutz. Dein Schluss hat mich vor den Kopf gestoßen. Wieso?
Na - da lockt mich eine kluge Frau aus der Reserve. Fünf Zeilen später wimmelt sie ab: "Worte, nur Worte."

isabella kramer - veredit hat gesagt…

Einfach Klasse !!