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Steinschlag -
das Herz bricht wieder
entzwei
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der Mantel

häng deinen Mantel
an meinen Haken
die Ärmel können ruhig
baumeln der Kragen darf
hängen und die Taschen
können klaffen
Hauptsache er atmet dich
in jedem Knopfloch
Hauptsache du wohnst
in seinem Futter
Hauptsache du bist
in seinem Stoff verwebt

der Engel und ich

Keiner hat so viel Spaß an deinen Missgeschicken
wie dein Schutzengel. (Elisabeth Kübler-Ross)


Das ist doch mal eine Aussage! Ich hab schon oft vermutet, dass dieser Engel, der mir ständig nachspioniert, viel Spaß an mir hat. In den falschen Momenten natürlich. Normalerweise sieht er pubertär verdruckst aus, stehen geblieben wahrscheinlich, während ich mich doch weiterentwickelt habe, hoffe ich. Seine Pickel scheinen für die Ewigkeit geschaltet. Ich hatte seit einer Ewigkeit keine mehr, jetzt tauchen sie plötzlich wieder auf. Etwas kehrt sich um. Vielleicht nähern wir uns wieder an, er und ich. Seine Haare leicht fettig, zu lang natürlich. Meine zwar kurz, aber immer pflegebedürftiger. Er schadenfroh, das weiß ich jetzt, ich … na ja, ich auch, wenn ich ganz ehrlich bin. Also sind wir uns ähnlicher als ich dachte. Und das beruhigt mich ungemein, denn ein Engel kann nicht ganz schlecht sein, also bin ich irgendwie ganz gut.

Was mir fehlt sind die Flügel. Die würde ich ihm gern abschwatzen, nur für einen kurzen Rundflug, zur Probe sozusagen. Er bekäme sie auch garantiert zurück. Ich fliege nämlich gern. Auch das haben wir gemeinsam, mein Engel und ich.

Er ist menschlich, ich bin engelsgleich. Manchmal.
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still ist's -
die Nacht hält den Atem an
um des Friedens willen

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vermintes Gebiet -
ein Schrank voller Wäsche
noch von der Mutter


der himmel

der himmel
hat sich geöffnet

ich tauche
mein gesicht
in dein licht
trockne es
mit den wolken
weiß
lächle dir zu

Fehlkauf

Fünfundvierzig Engel für die Katz. Engel, die niemand wirklich braucht, Engel ohne Einsatzort. Liebliche Engel, blondgelockte Engel, freche Engel, Engel-Bengel für die Katz. Nur weiß die Katz nichts davon, keiner hat sie vorher gefragt, und selbst wenn sie davon wüsste, wüsste sie nichts mit den Engeln anzufangen. Kennst du eine Katze, der es geglückt ist einen Engel zu erwischen? Ich nicht. Ich kenne nur Katzen, die halbtote Mäuse heimbringen. Das ist schlimm. Aber, einen halbtoten gerupften Engel will ich mir lieber gar nicht vorstellen. Also, fünfundvierzig Engel für die Katz, die nichts davon wissen darf. Schnell wegräumen! Ganz weit hinten im Schrank verstauen, dort wo sie niemand vermutet.
An Heiligabend lass ich sie fliegen.

für Jeannette

sich verhoffen

täglich eine Handvoll / Hoffnung
das Blaue vom Himmel / herunter
holen und leise halten

celluloid I






















keinort irgendwo nirgends
frisch zweigende gleise
immer dieses scheiden

nie nur ein
happy end

foto: janick neundorf

wandlungen

sich verkleiden
und neu erfinden. noch ungewohnt
die maske

sich verpuppen
und neu schlüpfen. noch feucht
die flügel

sich verlieren
und neu finden. noch jung
die liebe

weiß nicht

weiß nicht, wann du kommst. keine zeichen, auch nicht am himmel. keine nachricht, die mich rot anblinkt. kein schlüssel, der sich im schloss dreht. das ticken der uhr, die warten nicht kennt, nur mitleidloses zählen der sekunden bis zum batterieversagen. in den ohrkanälen plätschert die stille. draußen im schwarzen nachtbrunnen das grollen eines fliegers, der sich südwärts tastet. lampenschein wärmt wenig.

lausche, bis der schlüssel sich lautlos im brustschloss regt. öffne. lasse die wärme ein.

was sind die nächte /
löchrige decken zwischen
zerfaserten tagen nach denen wir
uns strecken in netzen gefangene
nachtmahre / tauchen ins
bodenlose und stimmloses aufsteigen
ins licht aufsammeln gefallener
maschen einfangen verblichener
vögel auf leimruten gebändigtes
singen / wollen wir doch festhalten
festhalten
in unsren gierigen käfigen
für später für später für
immer