Frisiersalon

der örtliche Penner beim Kämmen
im Frisiersalon
will mir einfach nicht gelingen

dabei seh ich ihn doch
ganz deutlich
wie er da steht und sich von Vicky
(das ist die mit dem strohgelben Haarhelm)
den Kamm reichen lässt
für seine verfilzte rote Mähne

Ihn nenn ich Jonas ohne Wa(h)l
Sie eine verrucht verrauchte goldig Göre

schnipp schnapp der Zauberkamm von Vicky
macht nasse Haare wachsen hoppla !
es regnet allzu schnell vergeht
der Sommer


still ist es

still ist es immer
wenn ich lausche

manchmal geschieht es
ich ertrinke in Stille

und draußen tost
die Welt

zwei Wesen - ach ...


















ein Rad mit Beton
auf dem Buckel
ein Rad mit Tulpen
vor der Brust



Mutter sagte

Mutter sagte:

fein sein
beinander bleiben

da denk ich:

aber was tun
wenn der Wind weht
wie er will


Abendlied

wie harmlos kommt's daher ...

müde bin ich geh zur Ruh
schließe meine Augen zu
leg mich hin ganz wie ich will
halte meine Füße still
mal mir einen bunten Traum
sinke tief in Blütenschaum
grab mich ein in warmen Schlamm
lutsche Daumen hab es warm
sammle für den nächsten Tag
was die Nacht mir geben mag

müde bin ich geh zur Ruh
wink dem Tag noch einmal zu
lass ihn dann ganz einfach gehen
morgen werd ich weitersehen
morgen wird ein neuer Tag
komme was da kommen mag

zeitvergleich

zeit in scheiben
am stück schmeckte sie
besser

zeitlupe
vergrößert nur
der raum

zeitfenster
das kinderstühlchen
immer noch

zeitgleich
küsse kreuzen
auf französisch

zeitnah
ein unwort
unsrer zeit

zeitverzögert
irgendwann ist endlich
ein ende


ein Tag

nicht jeder / Tag ist so wie der heute der anfing und weiterging nahtlos von einem zum andern mal schlich mal hüpfte mal rannte mal still vor sich hin dümpelte nicht fragte nach dem warum und wohin und was jetzt sondern einfach war wie er war ein Tag

dann dieser / der fragt der sucht nichts klaglos nimmt der verzwickte vertrackte nicht Freund gut Feind weil vertraut so vertraut ihn nehm ich zur Brust  und versuch ihn zu stillen mit Milch längst versiegt

jetzt er / dieser Tag wie eine reife Frucht süß vollmundig kurz vor dem Bersten fast nicht zu ertragen schwer in der Fülle satt im Aroma ich leg ihn dir zu Füßen die Ernte von allem was gestern was heute was kommen will leg ich zu Füßen dir gib acht du bist sein Hirte

vom Reisen - der Koffer

Blüten fallen
auf den Koffer
den ich nicht gepackt habe
der leer ist

ich bleibe

auf dem Koffer sitzen
der mich erträgt
weil er sonst nichts
tragen muss