drei engel leiten mich
drei teufel reiten mich
ich
bin dazwischen
ich

gegen die Kälte

zauberhaft

der Moment

in dem
alles was du berührst
zu Samt wird

in dem
du die Kiesel im Fluss deiner Zeit
nicht mehr spürst nur 
feinkörnigen Sand unter deinen Sohlen
sanftraue Lippen auf deiner Haut

in dem
der Wind dich streift
mit seiner scharfen Klinge

U-Bahn 6.35

Du schon wieder.

alle fahren vorwärts
nur du nicht
immer sitzt du gegen
die Fahrtrichtung
du blickst dem Morgen frech
frontal in unsre grauen Gesichter

Muss das sein.

wir spiegeln uns
in deinen fetten Brillengläsern
wir verzerren verschwimmen
fangen an vor unseren Augen zu tanzen
schneiden alberne Grimassen
und dann …

lächeln wir dich an

Nachtschatten













die Schatten der Nacht
sind nur mir allein nur mir
durch wirre Träume irre ich
reite auf den Atemwellen
des Trommlers der an meiner Seite
träumt und kämpft und lacht
den ein Pferd tritt im Schlaf

ein wilder Schrei 
reißt mich aus meinem Träumen
und ich springe spring rasch
über den Riss rasch hinüber
bevor er mich verschlingt
tauch wieder ein folge
der goldenen Spur
laufe auf Grund
strande
im Dämmer des Morgens

Foto: (c) Katrin Schäflein www.picturepilot.de

stabile Seitenlage

Wenn ich mich
mit dem Fahrrad scharf in die Kurve lege und
dabei nicht im Kies ausrutsche, ist das fast schon
eine stabile Seitenlage. Wenn ich rutsche, dann
liege ich tatsächlich, und zwar stabil.
Daheim im Bett nehme ich stöhnend
die stabile Lage auf der unverletzten Seite ein.
Gott-sei-Dank habe ich nur zwei Seiten, sonst
ginge das Spiel ewig weiter. Eine stabile Seitenlage
führte zur nächsten, und ich wüsste schließlich
nicht mehr, dass es auch noch den festen Stand
mit beiden Füßen auf der Erde, den Handstand oder
gar den Kopfstand gibt. Den übe ich gerade.
Er ist noch ziemlich instabil.
Ich kippe und finde mich in der stabilen Seitenlage wieder.
Die Lage scheint ziemlich stabil zu sein.
Am besten, ich bleibe einfach liegen, dann kann mir nichts
mehr passieren.

Schwarzwasserspiegel

Schwarzwasser
tiefer still als die Stille
vor dem Sturm

99 ...

der Klingelton dringt ein
trotz Sicherheitsanlage 
Alarm schrillt durch den Kopf
Blut rast durch unsichtbare Bahnen
Adrenalin steigt höher als der Arzt erlaubt
der Puls ein Sprinter weiß
er kommt ins Ziel vor allem andern
treibt mir die Röte auf die Stirn
die ich nicht bieten kann

der Rohbau bröckelt
schon
nirgends ein Luft...

So alt

Augen voll Raureif
der Winter zeichnet sich
in deinem weißen Haar
die Zartheit deiner Haut
erinnert

so alt

dein Vogel
endlich frei

November-Venus

Dein Mund träufelt Worte
In träumende Augen

Schwarz war unsre Nacht
Grau dämmert uns morgen


Foto (c) Katrin Schäflein www.picturepilot.de

Marmeladenbrot

Abgetretener Steinboden im Sonnenlicht. Es riecht nach Kuhstall. Die Fliegen surren. Fette, grünlich schillernde Schmeißfliegen. Setzen sich auf die  Marmelade. Stippen den Rüssel genüsslich hinein. Heben ab, surren weiter wie kleine Hubschrauber. Landen mit klebrigen Füßchen auf der Butter.
Die Butter, gelblich, leicht ranzig schon, zerhackt in einem sinnlosen Massaker.
Magst du ein Marmeladenbrot?
Nein, nein danke! Ich hab keinen Hunger.
Er ist mir vergangen. Aber, ich lieb dich trotzdem.

lullaby

tief drin
in deiner Mantelhöhle
dein Herz mein Herz
zusammen ganz allein
der Lärm der Welt
gedämpft verschwommen
der Schlag der Herzen
lullt mich ein