heimat - leicht geschminkt

ich geb dir einen link
der führt direkt zu meinem herzen
er heißt heimat

heimat - alt und leicht geschminkt

storchenpaar

zu wissen
um das flaumleichte
das kostbar seidene band
es bergen zu können
im nest
das wir gebaut
für uns und unsre kinder
bedeutet zukunft
gemeinsam
weiter
richtung süden

wunderschön.aberselten

Ich gehe die Straße entlang und begegne Schönaberselten.

Schönaberselten begegnet mir eher selten. Doch wenn er mir begegnet ist es zuverlässig schön. Schönaberselten ist für mich jeder Mensch, den ich gern kennenlernen möchte.

Er begegnet mir also auf der Straße. Mein Blick fällt auf ihn, er gefällt mir auf den ersten Blick: seine Augen, der Ausdruck seines Munds, seine Haltung, sein Gang, das, was er trägt und wie er es trägt. Der eine gefällt mir so, der andere gefällt mir anders. Und ich finde es schade, dass ich den einen und den anderen Schönaberselten nie kennen werde, denn es passiert selten, dass jemand mir auf Anhieb so sympathisch erscheint.

Ich könnte Schönaberselten mitten auf dem Gehweg anhalten und sagen:
Du, halt ein! Du gefällst mir, wollen wir uns nicht kennenlernen?

Ich sehe deutlich seinen überrumpelten Blick und dann das schief verstörte Lächeln. Ich kann es mir so gut vorstellen, dass ich es lieber nicht wirklich erleben möchte.
Ich male mir aus, dass Schönaberselten dächte, ich wäre ein wenig verrückt. Sein Blick wechselte erst ins Mitleidige, verschlösse sich dann vielleicht abweisend. Er errötete, stotterte, suchte eine Ausflucht. Er hätte keine Zeit, wichtige Termine drängten, er müsste weiter, leider. Hastig flüchtete er mit flatternden Rockschößen, nur seinen feinen Duft und einen leichten Luftzug zurücklassend. Hinter ihm torkelten die Herbstblätter ein wenig ratlos über den Gehsteig und legten sich dann zur Ruhe.

Und während ich es mir noch vorstelle, ist es bereits zu spät. Vorbei. Verpasst. Schönaberselten ist schon weiter gerauscht. Ich sehe nur noch seinen schönen Rücken. Wir werden uns nie wieder begegnen.

Es war wunderschön.aberselten.


Gewidmet wunder.schoenaberselten, einer Bloggerin, die kurz.schluss beging, gerade als ich sie entdeckte.
So ist das virtuelle Leben.

Schreiben - eine Selbstbefragung

Für wen schreiben? Für Leser, für dich selbst?
Du bist dein erster Leser, also für dich, vor allen anderen.

Über wen schreiben? Du bist dir am nächsten, also über dich?
Bist du dir wirklich am nächsten? Manchmal liegt Fremdes näher als Eigenes.

Über was schreiben?
Nur das, was du am eigenen Leib erfährst, was dich innerlich berührt, kannst du schreibend erfassen. Der Rest der Welt ist dir fern, bleibt ein unbeschriebenes Blatt, von anderen mitfühlend zu füllen.

Wie viel Ich verträgt das lyrische Ich?

Wen täuschen? Andere oder dich selbst? Wen enttäuschen?

Wohin zielen? Mitten ins Herz? Oder mitten ins Hirn? Was liegt dazwischen?
Was darunter liegt, kennst du.

Welche Erwartungen erfüllen? Deine eigenen, die deiner Leser?
Kennst du sie? Stimmen sie überein?

Was streicht die Selbstzensur? Darf sie das?
Warum?

Dich welcher Kritik stellen?
Bist du dir Freund genug, um deine eigene Kritik anzunehmen? Kritik eines Feindes wirkt nur vernichtend. Zwischen diesen beiden die sachlich wohlmeinende Stellungnahme.

Schreiben als Schatzsuche. Graben, graben, graben, alte ausgelatschte Schuhe finden, tausendfach Wiedergekäutes. Die Freude, wenn ein Fundstück verhalten glitzert, ungewöhnlich geformt ist, ein kleine Geschichte erzählt, ein nachtdunkles Geheimnis birgt.

Überraschst du dich manchmal selbst?  

Über dir die Sterne.  Furcht vor dem Griff in ein schwarzes Loch.

[Die Frage WARUM stellt sich nicht.]

über allem

und über allem
der Mond
genau in der Zielgeraden

da, wo die Stadt nachts
ihre glitzernden Perlen
vor die Säue wirft

zu schmaler Sichel
verkümmert
im üppigen Drei-Gang-Menü

Sonne-Mond-und-Sterne

doch - über allem
der Mond
genau in deiner Zielgeraden

sieht er nur Dich
immerzu
egal, wo du auch stehst