das Interview

Wie würdest du gern deinen Tag verbringen?
Ich würde mich gern verlieren auf Straßen, auf Plätzen, in Parks, auf Feldern. Ich ließe mich treiben, nähme überall dort Platz, wo es mir gefiele. Bliebe, bis die innere Uhr mich weiter führte.

Wie wichtig wären dir andere Menschen an diesem Tag?
Sie zögen an mir vorbei, wären wie die Wolken am Himmel, naturgegeben, immer in Bewegung um mich herum, nicht besonders wichtig. Bis, ja bis …

Bis was passierte?
Bis ich Schönaberselten begegnen würde.

Was wäre das Besondere an dieser Begegnung?
Die Palette seines Gesichts trüge genau im Moment unsrer Begegnung die richtige Mischung aus Wehmut über die Vergänglichkeit und Freude am Sein. Es könnte eine ganz einfache, aber trotzdem kluge Mischung sein. Blau und Rot zusammen schließe ich nicht ganz aus. Der Ton der Farben sollte stimmen. Sie sollten einen guten Einklang ergeben.

Wie würdest du dich diesem Menschen gegenüber verhalten?
Meine Augen würden immer wieder zu ihm hin streunen, kurz auf ihm verweilen, zögernd, solange, bis er mein Zögern bemerkte. Schaute er mich dann fragend an, begänne ich ein kleines Gespräch. Irgendein kleines, unscheinbares Gespräch. Wir kämen ohne Mühe auf sein Leben, seine Träume, seine Wünsche. Ich hätte meine Kamera dabei. Er würde mir erlauben zu fotografieren. Das wäre meine Beute.

Wie alt wäre Schönaberselten?
Nicht mehr ganz jung, eher älter, vielleicht im Übergang zwischen zwei Lebensstufen. Ich spreche von Er, es könnte auch eine Sie sein. Ich spreche vom Menschen.

Wie oft würdest du auf Schönaberselten treffen?
Ein einziger Schönaberselten pro Tag, und ich wäre glücklich. Zwei wären schon ein Traum. Mehr – ich weiß nicht! Mehr würde ich gar nicht verkraften.

Wie würdet ihr euch schließlich verabschieden?
Das kann ich nicht sagen. Das käme auf die jeweilige Begegnung an.

Triffst du manchmal wirklich auf Schönaberselten?
Ja, nicht oft, aber es kommt vor.

Wie verhältst du dich dann?
Meine Augen streunen immer wieder zu ihm hin, verweilen, zögernd, wollen sich nicht trennen.

2 Kommentare:

Jorge D.R. hat gesagt…

Endlich verstehe ich,
was resignative Reife bedeutet.

herbst.zeitlosen hat gesagt…

das freut mich! Ja, der Text kann helfen, zumindest ein paar Farben der reichen Palette zu fassen.
Ich grüße dich