Vier Weibs-Bilder I

Die Frau auf dem Fahrrad hat die Kapuze des schwarzen Mantels weit ins Gesicht gezogen. Eine Zigarette im rechten Mundwinkel, das Handy in der linken Hand, lenkt sie mitten durch die Pfützen. Vor der roten Ampel klickt ihr Feuerzeug, und sie raucht an. Es regnet junge Hunde.

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Zwei Frauen im Bus. Das Gesicht der Älteren voll Mitgefühl, das Gesicht der Jüngeren von Leid gezeichnet, ihre Haltung niedergeschlagen, der Blick so dunkel, so offen, so wund. Du fühlst ihren Schmerz in dir wüten. Du trägst ihn eine Station weit mit.

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Die Frau in der ersten Reihe. Sie setzt sich in Pose, reckt ihr Kinn. Ihre Augen weiten sich. Sie holt mit Blicken und Worten zum Angriff  aus, verschießt ihre Pfeile und scharrt dabei unruhig mit gefährlich spitzen, schwarzen Hufen.

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Morgens am Küchenfenster. Ein Scherenschnitt - ihr Profil im Gegenlicht, die typische Handhaltung einer Raucherin. Sie steigt ein in den Tag. Die Kinder schlafen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wunderbar gelungenes wortbild.

herbst.zeitlosen hat gesagt…

Dankeschön, Robert. Ich würde manchmal auch gerne mit der Kamera "bilden", so wie du.

Sarah-Maria hat gesagt…

Ein tolles Text. Messerscharf gezeichnet und doch mit offenen Rändern. Danke.

Liebe Grüße,
Sarah

herbst.zeitlosen hat gesagt…

Dankeschön, Sarah. Ich grüße auch